Medienkultur – BuKo12 http://www.buko12.de Bundeskongress der Kunstpädagogik 2010 - 2012 Sat, 28 Jan 2017 17:47:28 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.8.1 Buch03: convention – zum Subskriptionspreis http://www.buko12.de/2013/07/18/buch03-convention-zum-subskriptionspreis/ http://www.buko12.de/2013/07/18/buch03-convention-zum-subskriptionspreis/#respond Thu, 18 Jul 2013 20:23:20 +0000 http://www.buko12.de/?p=2448

Das dritte Buch der Schriftenreihe „Kunst Pädagogik Partizipation“, die den BuKo12 dokumentiert, wird in Kürze erscheinen. Das Buch kann in limitierter Anzahl zum Subskriptionspreis von 10,- € ab sofort bestellt werden.

Info und Bestellung

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BuKoCamp: Sessionplan http://www.buko12.de/2012/10/20/bukocamp-sessionplan/ http://www.buko12.de/2012/10/20/bukocamp-sessionplan/#respond Sat, 20 Oct 2012 07:52:30 +0000 http://www.buko12.de/?p=2315

Der Sessionplan für das BuKoCamp findet sich unter buko12.de/bukocamp. Wie wird er gefüllt? Wir sind gespannt, wer was einbringen will … (Spielregeln: educamp-art.mixxt.de)

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Buch01: Shift – zum Subskriptionspreis http://www.buko12.de/2012/08/11/buch01-shift-zum-subskriptionspreis/ http://www.buko12.de/2012/08/11/buch01-shift-zum-subskriptionspreis/#respond Sat, 11 Aug 2012 16:03:51 +0000 http://www.buko12.de/?p=2289

Das erste Buch der Schriftenreihe „Kunst Pädagogik Partizipation“, die den BuKo12 dokumentiert, wird in Kürze erscheinen. Das Buch kann in limitierter Anzahl zum Subskriptionspreis von 9,- € ab sofort bestellt werden.

Info und Bestellung

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Tagungsbericht BuKo12 Part07 http://www.buko12.de/2011/12/02/tagungsbericht-buko12-part07/ http://www.buko12.de/2011/12/02/tagungsbericht-buko12-part07/#respond Fri, 02 Dec 2011 23:24:50 +0000 http://www.buko12.de/?p=1322 Eine Live-Berichterstattung in 26 Abschnitten vom ArtEduCamp am 3.12.2011 in Köln

ngefangen hat diese Tagung ursprünglich am 5. August: mit dem ersten Eintrag auf der Community-Plattform educamp-art.mixxt.de. Bis zum heutigen Tag gibt es in diesem virtuellen Raum 193 Mitglieder, 32 Themenvorschläge für Foren und 348 Beiträge, in denen diese Themen ausgiebig diskutiert werden. Von „Kunst und Jungs“ über „Kunstunterricht in der Zukunft“, „Welchen Wert hat die Malerei?“, „Netzkunst“, „Wie viel Pädagogik hat die Kunst?“ bis hin zu „StreetArt // digitale Medien“ reicht diese Palette. Vorbereitet wird in diesen Diskussionen das ArtEduCamp in Köln. Physisch treffen sich am 3.12.2011 über 100 Personen in den Räumen des Instituts für Kunst & Kunsttheorie an der Universität zu Köln, um auf diesem BarCamp sich kennenzulernen, weiterzudiskutieren, zu den Themen zu arbeiten. Also keine traditionelle Konferenz wird hier stattfinden, kein Programm wurde von Organisatoren vorherbestimmt und kein Teilnehmer wird nur berieselt. Vielmehr sind alle eingeladen und angehalten mitzumachen, mitzubestimmen, sich zu organisieren, zu partizipieren und selbstverständlich sich inhaltlich über kunstpädagogische Felder auszutauschen.

 

ereits am Vorabend des ArtEduCamp treffen die ersten Teilnehmer zum Warm-up ein. Im MedienBildungsRaum .mbr der Kunstpädagogik im Institut für Kunst & Kunsttheorie finden sich Studierende, Lehrende und Forschende aus Hamburg, Dresden, Schwäbisch Gmünd … und selbstverständlich aus Köln ein. Das .mbr ist ein kürzlich eröffneter, multifunktionaler Lernraum, der gleichsam als offene Werkstatt, für Seminare und Vorträge genutzt werden kann. Die Medientechnologie bildet hier eine kaum sichtbare Infrastruktur, um physischen und virtuellen Raum zu verbinden. Nach dem Warm-up zieht die Gruppe ins Hallmackenreuther, eine Szenekneipe, in der bei elektronischen Klängen und visueller Untermalung die ersten Erwartungen für den nächsten Tag diskutiert werden.

„Ich fand diese Veranstaltung auf Anhieb total spannend, weil dies eine völlig anders organisierte Konferenz ist, als ich sie bisher kannte. Die Themen sind sehr spannend – jetzt bin ich sehr gespannt, ob die morgen so zur Sprache kommen, wie es im Community-Portal bisher der Fall war.“

„Die Stimmung ist gut, die mixxt-Plattform hat pulsiert, inhaltlich ist es ziemlich dicht. Es sind gute Beiträge dabei, es haben sich Gruppen schon gefunden und eigentlich ist die Erwartung schon ziemlich groß, dass morgen viel passiert. Ich bin gespannt auf die Stimmungskurve: Wo verdichtet sich was inhaltlich, wo gibt es vielleicht Frustration, wie werden die aufgefangen und wo gibt es Möglichkeiten, neue Formen von Kommunikation und von Ideenentwicklungen zu generieren?“

 

irca 100 Teilnehmer sitzen am Samstag, den 3.12.2011, im Hörsaal der Humanwissenschaftlichen Fakultät. Es ist der Beginn des eigentlichen Camps, des physischen Treffs, der Face-to-face-Kommunikation. Zum Empfang wurden USB-Sticks an jeden Teilnehmer ausgeteilt: Sie enthalten Materialien aller Parts des Bundeskongresses der Kunstpädagogik 2010-2012 (BuKo12), zu dem auch das ArtEduCamp mit der Nummer 07 zu zählen ist. „Partizipation“ ist Leitthema nicht nur dieses Parts in Köln, sondern der gesamten Veranstaltungsreihe BuKo12. Die Form des BarCamps dürfte dabei einer der experimentellsten und offensten Formen sein, um partizipative Prozesse zu initiieren.

 

er Dekan der Humanwissenschaftlichen Fakultät, Prof. Dr. Hans-Joachim Roth, zieht in seinem Grußwort einen kunsthistorischen Bogen und zeigt dabei die künstlerische Auseinadersetzung mit Pädagogik. La vierge corrigeant l’enfant Jésus (Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind), ein Gemälde von Max Ernst, ist hierfür ein klassisches Exempel:

„Das Mutter-Kind-Sujet bezieht sich augenscheinlich auf italienische Madonnenbilder der Renaissance und des Manierismus, aber auch auf das klassische Motiv des „Amor poenitus“, des von Venus gezüchtigten Amorknaben. Das Bild zog in den Jahren seiner ersten Präsentation in Paris und Köln den Zorn klerikaler Kreise auf sich, zumal der Künstler mit dem frommen Jesusbild bedrückende Kindheitserinnerungen an seine strenge katholische Erziehung verband.“ (Quelle)

Insbesondere zeigen Gemälde von Erziehungsaufenthalten in Camps aus dem 19. Jahrhundert die Verbindung zwischen Kunst, Erziehung und Camp und können als historische Bezugspunkte für die heutige Veranstaltung dienen.

 

ine Vorstellungsrunde besonderer Art, für BarCamps jedoch beinahe Pflicht, sind die drei Tags, die jeder Teilnehmer nennt, um sich vorzustellen. Das Publikum ist für eine Konferenz durchschnittlich sehr jung. Viele Studierende finden auf dem ArtEduCamp zusammen. Neben Kunst, Medien, Raum und Kommunikation wird insbesondere das Tag ‚Zukunft‘  oftmals genannt – eine Verpflichtung, die sich diese Generation der Kunstpädagoginnen und Kunstpädagogen annehmen will. Angereist sind die Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet und den Niederlanden.

„Schreibt doch Eure Tags aufs Namenschild“ (Eintrag auf Wunsch einer Sitznachbarin: Kannst du Twittern? FriederK Twitterwall)

 

ür die weitere Veranstaltung werden Räume und Zeiten für Sessions angeboten, um daraufhin den Teilnehmern die inhaltliche Ausgestaltung des Programms zu überlassen. Sieben mal vier Sessions sind für den heutigen Tag möglich, 32 Session-Themen wurden im mixxt-Portal vorgeschlagen. Die Anbieter der Sessions stellen ihre Themen vor Ort vor:

 

egenüber einer traditionellen Konferenz sticht der Blick einer jüngeren Generation ins Auge. Nicht berufserfahrene Konferenzorganisatoren sind am Werk, sondern Personen, die die berufliche Erfahrung vor sich haben, was sich in den entsprechenden Themen niederschlägt. Genügend Räume stehen für alle Sessions zur Verfügung. Inhaltlich ähnliche Themen sollen auf Wunsch aller Teilnehmenden nicht zusammengelegt, sondern zeitlich hintereinandergelegt werden, um die Möglichkeit der Teilnahme an unterschiedlichen Sessions zu erhöhen. Das Organisationsteam erstellt einen Session-Plan und gibt den Session-Anbietern die Bitte auf den Weg, ihre Sessions in eine 30-Sekunden-These münden zu lassen, die per Video dokumentiert und als abendliches Ergebnis des ArtEduCamp präsentiert werden soll.

 

at eine traditionelle Konferenz gewöhnlich eine organisatorische Vorlaufzeit von mehreren Monaten, um Programm, Referenten, Räume und Zeiten zu bestimmen und zu organisieren, so geschieht dies auf dem ArtEduCamp in wenigen Minuten. Nach der Erstellung des Session-Plans beginnt das von den Teilnehmenden selbstbestimmte Programm. Vier mal sechs parallel stattfindende, 80-minütige Sessions rund um Themen der Kunstpädagogik werden den heutigen Tag bereichern. Ein Rundgang.

 

n der Session „Kreativität und Aneignung“ werden Strategien vorgestellt, wie urbaner Raum durch kreative Interventionen in soziale und kommunikative Orte umgewandelt werden können. Ein Beispiel hierfür ist der Prinzessinnengarten in Berlin-Kreuzberg:

„Nomadisch Grün hat im Juli 2009 am Moritzplatz in Kreuzberg eine 6000 qm große Brachfläche von der Stadt Berlin gemietet und sie in eine ökologische und soziale urbane Landwirtschaft verwandelt. Der so entstandene Prinzessinnengarten produziert nicht nur lokal Lebensmittel, er schafft auch einen Ort neuen urbanen Lebens, an dem wir gemeinsam mit Nachbarn, Interessierten und Freunden arbeiten, lernen und entspannen.“ (Quelle)

 

enes Thema wird in der Session „Aneignung öffentlichen Raumes“ spezifiziert. Thematisiert wird die Hierarchisierung des städtischen Raums, die durch wirtschaftliche Faktoren bestimmt wird. Gefragt wird nach der Zugänglichkeit dieses Raums, nach dem freien Raum. Gentrifizierung, Interventionen und Cultural Hacking, sind Stichworte, die unter dem kunstpädagogischen Aspekt verhandelt werden. Im Kinderkarussell von Vojtech Fröhlich, Ondrej Mlady, Jan Simanek und Vladimir Turner wird das Recht auf Kunst und Teilhabe im öffentlichen Raum auf den Punkt gebracht: Kinder drehen sich an einem rotierenden Werbeschild über dem Straßenverkehr – eine Umcodierung einer Werbung in ein Ringelreiten.

 

önnen Jungs für den Kunstunterricht gewonnen werden? Danach fragt die Session „Kunst und Jungs“. Die Teilnehmer, durchweg Studierende, halten diese Frage für ihren späteren Beruf für wichtig und bedauern, dass dieser Aspekt in ihrem Studium keineswegs thematisiert wird. Sind es mehr männliche Vorbilder, die gebraucht werden, oder muss die Lebenswelt der Jungs mehr berücksichtigt werden? Sollte man geschlechtliche Stereotypen in der Lehrer-Schüler-Interaktion abbauen oder Berufsperspektiven aufzeigen? Für die Gruppe sind dies drängende Fragen für den zukünftigen Kunstunterricht, den sie selbst gestalten werden.

 

eider wird es, der Fülle der Sessions wegen, nicht möglich sein, über alle parallel verlaufenden Sessions zu berichten. „Guerrilla Advertising“, „Kunst und POPKULTUR“ sowie „Qualitatives Forschen“ sind weitere Themen, die am Vormittag besprochen werden. Die Thesensammlung am Ende des ArtEduCamp wird es ermöglichen, die Quintessenz dieser Sessions zu erfahren.

 

eetree ist ein Projekt, Natur und Internet zu verknüpfen. Bäume im öffentlichen Raum der Städte werden real markiert und bekommen eine Seite auf facebook mit Ortung. Große Bäume, wie z.B. Eichen, waren oftmals traditionelle, zentrale Treffpunkte auf Marktplätzen – soziale Räume des Austausches. Das Projekt greift diese Tradition auf und verlegt sie in den virtuellen Raum der sozialen Netzwerke. Physische Kommunikationsräume werden mit virtuellen verbunden. Gefragt wird nach der Übertragung solcher Konzepte auf den Kunstunterricht.

 

eben dem Begriff des Cultural Hacking widmet sich eine Session dem Schoolhacking. Es ist der Versuch, die Strategien des Cultural Hacking in die Institution Schule hineinzutragen. Cultural Hacking steht in der Entwicklungslinie von Dadaismus, Situationismus und Punk und beruht auf der Logik von Hackern: in fremde Systeme eindringen, sich darin orientieren und neue und überraschende Orientierungen einführen.

„Künstler hacken Schule..?“ (Twittermeldung von JohannaMartini)
„schule hackt kuenstler?!“ (von konsch00)
„schule hackt kunst!“ (von konsch00)
„Kunst soll/kann/muss auch Schule hacken!“ (von arteducamp)

 

bgleich der Begriff ‚Partizipation‘ gemeinhin positiv aufgeladen ist, kann eine kritische Haltung gegenüber diesem inzwischen inflationär gebrauchten Wort ertragreich sein. Dies zeigt die Session „Kunstkritik als Gesellschaftskritik“, in der das Modewort auf der Grundlage der gesellschaftlichen Entwicklungen und der sogenannten Partizipationskunst neu bewertet wird. Die aktive Teilhabe des Ausstellungspublikums wurde Ende der 50er- und zu Beginn der 60er-Jahre als neue Parole in der Kunst ausgegeben und wird im Rückblick oftmals als Mythos erkannt.

 

arallel verläuft die internationale Session „An introduction course to media as a tool and creative environment“ sowie „Künstlerische Strategien der Raumaneignung / Cultural Hacking der Zuschreibung ‚Geschlecht'“  und „Kunst und Computerspiele“. Letztere beschäftigt sich mit praktischen Anwendungen und Anregungen für die Integration von Computergames im Kunstunterricht. Hierbei dreht es sich nicht nur um die Ästhetik dieser Games, eine ästhetische Erfahrung die mit Jugendlichen vertieft und hinterfragt werden kann. Es geht ebenfalls um die Entgegensetzung von analog versus digital, aus der eine gegenseitige Bereicherung entsteht. Interessant bei dieser Thematik ist die Diskrepanz, dass ein Großteil der Session-Teilnehmer selbst keine Computergames spielt, die Auseinandersetzung im Unterricht jedoch für äußert bedeutend erachtet. Als ein Pool für Anregungen wird die Initiative Creative Gaming und das zugehörige Portal angeführt.

 

ualitative Leitfrage der Session „Kunstunterricht in der Zukunft“ ist: Wie ist Kunstunterricht im Jahr 2050 denkbar? Hierbei werden Faktoren, Probleme, Herausforderungen, Ängste gesammelt und bewertet. Als Herausforderungen und Probleme werden erkannt: die Auflösung des Fächerkanons, die Veränderung der Rolle des Lehrers, die Frage nach den bekannten, genutzten und ’neuen‘ Medien sowie die Entlokalisierung der Schule. Befürchtungen sind die zukünftige Legitimation des Faches Kunst und die verstärkte Kompetenzorientierung. Als ein klares Problem wurde dabei erkannt, dass das heute diskutierte frühestens 2050 umgesetzt sein wird.

 

echtzeitig die berufliche Laufbahn anzudenken und die Praxis- und Berufsnähe des Studiums auszubauen, sind Kernfragen der Session „Das Studium der Kunstpädagogik: klare Berufsfelder?“ Das Kommunizieren der studentischen Interessen ist eine Aufgabe, die zwischen Studierenden und Lehrenden, aber auch unter den Studierenden – insbesondere hochschulübergreifend – intensiviert werden soll. Selbstorganisation steht hier im Widerspiel zur institutionellen Organisation. Flexibilität und Offenheit auf allen Seiten werden dabei wesentlich sein.

 

treet Art bewegt sich zwischen Illegalität und Legalität. Sie ist eine Kunst, die letztlich nicht ausgestellt werden kann, sondern im und durch den öffentlichen Raum lebt. Der ästhetische Charakter liegt im sozialen Raum. „Geht mit offenen Augen durch die Welt!“, ist der Auftrag, den die Street Art dem schauenden Menschen auf den Weg gibt – und in der Session „Streetart // digitale Medien“ diskutiert wird. „YouserArt / UserArt / Nutzerkunst“, „Wie viel Pädagogik hat die Kunst?“ und „Kinder und Jugendliche machen Ausstellungen“ sind Themen, die zeitgleich in weiteren Sessions behandelt werden.

 

anz“ von Henri Matisse ist visueller Aufhänger für die Session „Netzkunst / Kollektivkunst“. Geht man von der Prämisse aus, dass jedwede Ideen- und Werkentstehung nicht ohne einen kollektiven Prozess gedacht werden kann, weil wir immer Impulse von außen aufgreifen und benötigen, zitieren und paraphrasieren, sollte dieser Prozess ebenfalls in der Schule und im Unterricht deutlich werden. Doch wie lässt sich dies in Einklang mit den geforderten, individuellen Leistungen bringen? Wie kann kollaborative Arbeit im Unterricht tatsächlich umgesetzt werden? Nicht nur die Architektur des physischen Raums ist hierfür ein wesentlicher Faktor, sondern auch die ‚geistige‘ Architektur, die sich in virtuellen Räumen abbildet. An diesem Punkt schlägt die netzbasierte Kunst eine Brücke.

 

mgang mit Sprache im Gegenüber der Kunst ist Gegenstand der Session „Sprechen über Kunst“. Insbesondere die zeitgenössische Kunst führt bei Schülerinnen und Schülern oftmals zu einem „Engpass der Worte“ (Eva Sturm). Die Aufforderung, Bilder zu beschreiben, stößt häufig auf Unverständnis. Charakteristisch finden die Schüler dagegen, dass der Lehrer zeigt und spricht und nur im Einzelfall nachfragt. Kunstkommunikation zu fördern und Zeige-Gesten zu kultivieren ist eine Schlussfolgerung, um das Sprechen über Kunst zu ermöglichen. Parallel verläuft eine Session zum Thema „Ästhetische Erziehung von jungen Menschen mit Blick auf Alltagserfahrungen“.

 

ermittlung zwischen U und W …

 

 

ie kann sich das ArtEduCamp in den Abschlusskongress einbringen?“ Dies ist eine Frage, die in einer weiteren Session auf Vorschlag des Initiators des ArtEduCamp, Prof. Dr. Torsten Meyer, besprochen wird. Mit Blick auf die Abschlussveranstaltung von BuKo12 am 19. bis 21. Oktober 2012 in Dresden wird diskutiert, ob und wie BarCamp-artige Veranstaltungen oder Elemente in einen Großkongress integriert werden können. Die Erfahrungen des heutigen Tages liefern dabei wertvolle Einsichten und Erkenntnisse.

 

-beliebig erscheinen die heute besprochenen Themen keineswegs. Sie entsprechen dem Zeitgeist, sind aktuell relevant – und werden zugleich auf kunstpädagogischen Kongressen selten hineingetragen. Auf dieser ‚Unkonferenz‘ kam durch die besondere Art der Organisationsform – eines BarCamps – eine Generation zu Wort, die ansonsten auf Konferenzen bestenfalls als Zuhörerin Beachtung findet.

 

es we can!“, könnte das Motto dieser Veranstaltung lauten, würde dieser Ausspruch nicht abgedroschen klingen. Über 100 junge Teilnehmer können sich mithilfe der vorhandenen Kommunikationstechnologien auf Themen verständigen und sich vor Ort auf eine Weise organisieren, die das intensive Bearbeiten dieser Themen ermöglicht. Die Intensität war trotz der sehr begrenzten Zeit extrem hoch. Die Inhalte wurden nicht nur gestreift, sondern oftmals tiefgründig debattiert.

 

usammenfassend werden die Thesen aus den einzelnen Sessions im gesamten Plenum per Video präsentiert. Zehn Stunden ArtEduCamp: Diskussionen, Gespräche, Statements rund um kunstpädagogische Themen, Positionen, Visionen werden in rund 10 Minuten komprimiert dargestellt. Ein Review nicht nur der Inhalte, sondern auch der Arbeitsweisen: Vernetzung und Kooperation standen hierbei im Mittelpunkt.

„Wie dokumentieren wir dieses erste ArtEduCamp? Welche Rolle spielt in Zukunft der Nachwuchs auf Konferenzen der Fachcommunity?“ (Twittermeldung von haurobert)

 

Autor: Michael Scheibel, www.medien-kunst-bildung.de

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Tagungsbericht BuKo12 Part06 http://www.buko12.de/2011/10/17/tagungsbericht-buko12-part06/ http://www.buko12.de/2011/10/17/tagungsbericht-buko12-part06/#respond Mon, 17 Oct 2011 12:00:45 +0000 http://www.buko12.de/?p=1185

„Chuck Norris ins Sekretariat bitte!“

Bundeskongress Kunstpädagogik 2012, Part06 – Kunst und aktuelle Medienkultur in der Schule

Die kunstpädagogische Nachwuchsförderung und der Stellenwert zeitgenössischer Kunst und Medienkultur im Kunstunterricht standen im Fokus des sechsten Teils von BuKo12, der am 30.9. und 1.10.2011 in Dresden stattfand und von Jun.-Prof. Dr. Sara Burkhardt (TU Dresden) und Prof. Dr. Torsten Meyer (Köln) organisiert wurde. Als eine von insgesamt acht dezentralen Plattformen im Vorfeld der Abschlussveranstaltung Ende 2012 war auch Part06 als eigenständige Fachtagung konzipiert und institutionell am Kunsthaus Dresden sowie am Institut für Kunst- und Musikwissenschaft der TU Dresden verankert.

„Wie viel Kunst braucht die Kunstpädagogik?“ fragte Part01, mit dem BuKo12 im November 2010 im Kunstverein Frankfurt auftaktete. Part06 führte die Frage weiter: „Welche Kunst braucht die Kunstpädagogik?“ und antwortet: „Die aktuelle!“ Vor dem Hintergrund der prinzipiellen Debatte, wie Schüler Bild- und Medienkompetenzen erlangen – Bildung durch Bilder oder Bildung durch Kunst? – ist dies also ein klares Plädoyer für einen Kunstunterricht, der sich an zeitgenössischer Kunst orientiert und seine Inhalte, Methoden und Zielsetzungen von der Kunst her entwickelt und begründet.

Leitfaden der Diskussionen um das Selbstverständnis des Faches und das Bildungspotenzial zeitgenössischer Kunst und Medienkultur war in Dresden die Reflexion des bundesweiten Stipendien-Programms „kiss – Kultur in Schule und Studium“. 2007 konnte dieses neu konzipiert und unter der Regie des BDK, gemeinsam mit der Siemens Stiftung sowie gefördert durch die Robert Bosch Stiftung , für weitere drei Jahre fortgesetzt werden. In der Folge erarbeiteten von 2008 bis 2010 jährlich fünf Lehramtsstudierende der Kunstpädagogik in Kooperation mit internationalen Künstlern Unterrichtsprojekte zum Thema „Kunst und aktuelle Medienkultur“. Das fruchtbare Zusammenspiel von Künstlern, Stipendiaten, Schülern und Lehrern in und außerhalb von Schulen und Museen lobte Martin Klinkner, stellvertretender Vorsitzender des BDK, in seinem Grußwort für die Tagung ausdrücklich und sprach vom qualitativ hochwertigen Beitrag jenseits luxurierender „Leuchtturm“-Projekte. Gleichzeitig verlieh er dem Wunsch einer breiteren Umsetzung entsprechender Projekte Ausdruck, die den – nach wie vor prekären – institutionellen Status der Kunstpädagogik stärke und ihr öffentliche Wertschätzung zuteil werden lasse. Dies ist eine Voraussetzung für die notwendige politische Handlungsfähigkeit und Legitimation des Faches.

Den anschließenden Hauptvortrag in der Dreikönigskirche hielt Gila Kolb, Promotionskolleg „Gestalten und Erkennen. Kompetenzbildung in den künstlerischen Fächern und Fachbereichen der Schule“, LMU München und FAU Nürnberg/Erlangen und ehemalige kiss-Stipendiatin (2005). Sie stellte das Potenzial der Zeitgenossenschaft aktueller Kunst für den Kunstunterricht in den Mittelpunkt und skizzierte die Werk-, Themen- und Methodenauswahl als paradigmatisch für den heutigen Kunstunterricht, was sie eingangs mit dem Video „7 bis 10 Millionen“ des Künstlers Stefan Panhans prägnant visualisierte. Ein junger Mann spricht in bis zum Anschlag erhöhter Geschwindigkeit über den Horror der Auswahl beim Kauf eines technischen Gerätes, hin- und her gerissen zwischen Mogelpackung, Gebrauchszubehör, Schnittstellentechnik und Billignachbau, um zu schlussfolgern: „… das wichtigste wäre eventuell mal wieder das, was du eben nicht weißt“.

In Analogie zum Video zeigte Kolb, wie sich die Auswahl innerhalb der Gegenwartskunst für den Unterricht als sehr viel komplexer als bei kanonisierten Werken der Kunstgeschichte gestalte, da diese ohne historischen Abstand noch keine „gedanklich zu vollziehende Totalität“ darstellt. In ihrer Zeitgenossenschaft jedoch liege die Potenzialität der aktuellen Kunst für den Unterricht. Einerseits ermögliche Zeitgenossenschaft einen Anschluss an das aktuelle Lebensumfeld der Schülerinnen und Schüler, sie sei gleichzeitig aber auch geschichts- und voraussetzungsvoll, da an ihr immer auch eine Bildtradition zu entwickeln möglich sei. Darüber hinaus avisiere die Zeitgenossenschaft auch das Zukünftige, das Unbekannte und Unartikulierte, indem sie Überforderung, Experiment, Unverständnis, Widerspruch und Scheitern ermögliche. Das Spannungsverhältnis zwischen Zulassen und Aushalten, Wissen und Noch-nicht-Gewußtem, so Kolb abschließend, könne Schülerinnen und Schülern eigene Handlungs- und Erfahrungsräume öffnen.

Wie wird Wissen produziert? Welches Potenzial birgt Nichtwissen? Dies waren auch Leitfragen der von Petra Reichensperger unter Assistenz von Ulrike Jordan kuratierten Ausstellung „is that true? possibilities of (non-)knowledge”, die im Zusammenhang mit der Tagung im Kunsthaus Dresden stattfand. Sie zeigte vom 8. Juli bis 2. Oktober 2011 Arbeiten von Com&Com, Bjørn Melhus, Peter Piller, Jeanne Faust, Jonathan Monk, Michael Sailstorfer, Eran Schaerf, Jakob Kolding und Katarina Zdjelar, die neben anderen an kiss beteiligt waren. Dass die Veranstalter die Tagung neben der Universität auch an der städtischen Galerie verortet haben, schlägt die Brücke zwischen unterschiedlichen Orten der Wissensproduktion und -vermittlung ganz im Sinne eines institutionsübergreifenden kunstpädagogischen Diskurses. Indem nicht nur künstlerische Positionen gezeigt, sondern in einem Vermittlungsraum die kiss-Projekte dokumentiert wurden, konnte die Verbindung zur Kunstpädagogik hergestellt werden.

Der zweite Tag der Tagung bot dynamisches Zirkulieren von Wissen und Erfahrung. Er wurde von sieben Workshops strukturiert, die der Präsentation und Reflexion der einzelnen kiss-Projekte dienten. Die ehemaligen Stipendiaten fächerten das Methodenspektrum, die Lernprozesse und Arbeitsergebnisse der Projekte auf und untersuchten gemeinsam mit den teilnehmenden Kunstlehrern deren Praktikabilität und Unterrichtsnähe. Der Fokus lag auf den Möglichkeiten eines Kunstunterrichts, der von einem veränderten Bildverständnis ausgeht und kommunikative und kollaborative Arbeits- und Produktionsprozesse initiiert. Hier folgte die Dresdner Tagung lebendig dem formulierten Anspruch von BuKo12, eine partizipatorische und plural orientierte Kongressform zu sein.

Workshop 1: processing. recycling und kunstunterricht 2.0

Überforderung, Hacking und Recycling waren die drei zentralen Strategien, die Robert Hausmann und Matthias Laabs in ihrem Workshop als Anreiz für Schüler zu selbstbewusster Medienkompetenz und eigenständiger Produktivität veranschaulichten. Im beispielhaften Einsatz von Social Media wie Blog oder Twitter forderten sie zu einem Spiel mit kulturellen Daten und Codes im realen und virtuellen Raum auf. Zunächst wurde den Workshopteilnehmern ein didaktisches Setting zur Ideenentwicklung für Wahrnehmungsverschiebungen an die Hand gegeben: „Stellt euch vor, die Erdanziehung ginge von der Wand anstatt vom Boden aus“, oder „Wie kann man den Raum ohne Lineal vermessen?“ Didaktische Multiplikation statt Vereinfachung durch eine Fülle an Übungen, Bildern, Materialien, die in einzelnen Schritten bearbeitet wurden, dazwischen wieder Perspektivwechsel und Umdeutung: „Kamera ans Knie binden und damit durch die Gegend laufen!“ Anschließend wurde vom Vorgehen beim kiss-Projekt berichtet und wie die im Netz recherchierten Definitionen zu vorgegebenen Begrifflichkeiten täglich im Blog gepostet wurden, was wiederum Fremdkommentare und Tweets anderer nach sich zog. Schlagartig wurde das Potenzial des Blogs deutlich: Definitionen und Zuschreibungen sind nicht mehr Produkt eines Autors, sondern werden kollaborativ erstellt – und dies ist ein unendlich fortsetzbarer Prozess.

Eine gelungene Generierung von Ideen entstand durch die Übersetzung der digitalen „blue ball machine“ in den analogen Kontext. Aufgabenstellung hierfür war: Schüler suchen sich einen „Ball“ im realen öffentlichen Raum, der ein System durchläuft oder selbst durchlaufen wird. Eine Schülergruppe wählte daraufhin den Bahnhof als infrastrukturellen Knotenpunkt. Von diesem ausgehend entstand die Beobachtung, dass viele Menschen im Straßenverkehr sich ekeln, die gelben Ampeldrücker zu bedienen, woraufhin ein Ampeldrückerputzplansystem erstellt wurde. „Wir gingen durch die Stadt, kartierten die Ampeln und machten einen Putzplan: Hier waren wir um 9 Uhr, hier um 12 Uhr und haben das mit Video dokumentiert“. Eine kleine präzise Intervention, die veranschaulicht, wie man sich in ein System einschleust, es erkundet und decodiert und anschließend eine bewusste Desorientierung oder Neuorientierung einbaut. An vielen Beispielen dieser Art konnten die Workshopleiter zeigen, wie Zweckentfremdung und Umwertungen eingesetzt werden können, mit dem Ziel neue Lesarten des Gewohnten zu erreichen.

Workshop 2: „Stadt im Ohr“ – Hören in der Kunst

Der Unterschied zwischen auditiver und visueller Auseinandersetzung, zwischen Hören und Sehen ist gar nicht so groß wie anfangs vermutet, lautet das Resümee einer Teilnehmerin am zweiten Workshops „Stadt im Ohr“ von Konstanze Schütze und Isabel Eisfeld. Zur Erforschung der akustischen Umgebung haben die beiden Workshopleiterinnen einen „gigantisch großen Methodenpool mit vielen klugen Fragestellungen“ bereitgestellt, mit dem man sich im Unterricht der Welt schrittweise auditiv nähern und selbst Audiobilder erzeugen kann. Beispielhaft dafür stand z.B. die Frage: „Wie klingt Kartoffelbrei?“

Nicht alle Informationen des Alltags werden visuell weitergegeben. Allerdings stellt man sich der Vielfalt umgebender Geräusche wesentlich seltener interpretierend als der Bilderflut. Wie also entwickelt man eine auditive Idee von Kartoffelbrei? Wie kann das Empfinden, das an Kartoffelbrei geknüpft ist, auditiv übersetzt werden, etwa vom Herstellungsprozess bis zum Fallenlassen auf einen Untergrund. Was gibt sein Wesen wieder, in welchem Verhältnis steht man selbst zum Kartoffelbrei, usw.?

Nach der Schärfung des Gehörs durch die Sensibilisierung für Klänge im Stadtraum wurden Aufgabenstellungen erteilt: Geräusche der Umgebung notieren, anschließend kategorisieren. Was hört man öfter, was weniger oft, was nur einmal, was hat einen Rhythmus, was überlagert sich? Dies führte zur komplexen Beschreibung einer klanglichen Situation und der Untersuchung, welche inneren Bilder dabei evoziert werden. Anhand verschiedener künstlerischer Strategien, wie der Dekonstruktion und Neuzusammenführung, wurde dann der eigene spielerische Umgang mit auditivem Material erprobt, um gemeinsam eine Hörcollage zu produzieren, die sich aus einzelnen, in Kleingruppen erarbeiteten Teilstücken zusammensetzt.

Workshop 3: „Space Invaders“ – Alltagsräume wahrnehmen, erforschen und neu gestalten

Raum ist nicht nur gestaltet, sondern auch zu gestalten. Weg vom passiven Wahrnehmen eines Raumes als vorgegeben, hin zur aktiven Aneignung durch Gestaltung und Veränderung – dazu forderte Tabea Kießling ihre Teilnehmer im dritten Workshop auf. Wie kann man den je eigenen „Space“ eines Raumes erfahrbar machen, wie lassen sich eigene Handlungs- und Freiräume erobern? Diesen Fragen auf der Spur, wurden zunächst anhand unterschiedlicher Erkundungsstrategien die faktischen und atmosphärischen Eigenschaften eines Raumes untersucht und wie diese das individuelle Verhalten beeinflussen. Zur systematisch forschenden Raumerschließung gehören Begehung, fotografische Dokumentation, Mindmapping, Vergleiche, Textbezüge, Brainstorming und Aktionen im Raum.

Im Workshop wurde dies anhand des konkreten Untersuchungsgegenstandes, einem Malatelier im Erdgeschoss des Dresdner Instituts, veranschaulicht und seine Farben, Strukturen, Proportionen, Elemente, Materialien und Oberflächen untersucht. Einhellig stellte sich ein Gefühl von bedrückender Enge ein, erzeugt durch die Anwesenheit von ca. 20 Staffeleien, die wie eine Armeeformation wirkte, jede einzelne bereits eine Persönlichkeit, Kunstwerke für sich. Fazit nach eingehender Erkundung: „Raum nicht praktikabel, und vor allem: Vorhänge weg!“ Die grundlegende Frage – Wie verändert man Raumgrenzen? – schien hier jedoch sehr schwer zu beantworten. Nachdem alle Staffeleien in die Mitte des Raumes verrückt und mit Klebeband umzingelt wurden, wird deutlich: Für den eigenen Space bleiben noch just 50 cm entlang der Raumbegrenzung, eine – wenn auch negative – körperlich sehr klar erfahrbare Raumwirkung.

Workshop 4: „Mach lauter!!!“ – Lauschangriffe und Gehörgangserkundungen

Die Schule als Klangraum ist ein sensibles System, eine seiner größten Herausforderungen ist die Lautstärke: Wer entscheidet, wann und wo wie laut gesprochen werden darf? Tatsächlich spielen Gehör und aufmerksames Hören nicht nur für Schüler, sondern auch für Lehrer eine maßgebende Rolle. Und Grundvoraussetzung für die tägliche Wissensvermittlung ist ein geringer Geräuschpegel. Vor diesem Hintergrund der Klangverteilungen und -regelungen beschäftigte sich der Workshop von Christoph Medicus mit dem Einsatz von Ton als plastischem Gestaltungsmittel. „Allerdings wollte ich nicht eine klassische auf Musik hin gedachte Verwendung, sondern Geräusche assoziativ auf Körper, Objekte und Räume beziehen, nicht auf Rhythmik, Melodie oder Erzählung.“, erläutert Medicus.

Den Einstieg für die Schüler bzw. Workshopteilnehmer wählt er über verschiedene performative Lockerungsübungen, wie etwa sich gemeinsam vorzustellen, ein Geräusch im Raum zu sein, z.B. eine Billardkugel, die auf eine andere trifft. Dieses Geräusch reproduzieren und auf die Gesamtatmosphäre achten! Oder Rücken an Rücken assoziativ zu einem Wort Geräusche zusammen mit einer körperlichen Geste erzeugen, sich z.B. Klänge durch den Raum zuzuwerfen, Ping Pong ohne Ball nur mit Klängen. Daran anschließende Aufgabenstellungen waren: Schule mit dem Gehör erkunden, erforschen, hinterfragen, zeichnen, interpretieren, neu in Szene setzen. Was ist Raumklang, was ist spezifischer Objektklang? Referate von Schülern zu bestimmten Begriffe wurden in erste kleine Klanglandschaften überführt. Außerdem wurde Klang spielerisch auf seine macht- und ordnungspolitischen Implikationen im Schulgebäude untersucht und eingesetzt: Mittels eines Fakenamegenerators entwickelten Schüler eine akustische Intervention für die Pausenhalle. Der Generator, der künstliche Namen erstellt, rief während der Pause als Fakepausendurchsagen nicht existierende Schüler zum Direktor. Die Auflösung kam erst ganz zum Ende, als eine bekannte Figur „Chuck Norris ins Sekretariat!“ gebeten wurde.

Workshop 5: „Raus aus der Schule!“ – Im realen und virtuellen Raum den Alltag kartieren

„Bilder schießen auf denen nicht mehr eindeutig erkennbar ist, worum es eigentlich geht!“, lautete der erste Arbeitsauftrag im fünften Workshop von Julia Ziegenbein, und Ergebnis war dann folglich auch dies: vermeintlich verunfallte Bilder, die man normalerweise wegschmeißen würde oder die sich erst auf den 5. bis 6. Blick erschließen. Hintergrund der Einstiegsübung war die Frage: Welche Bilder entstehen in einem uneindeutigen Bereich wie der Peripherie des Unigeländes, worauf wird man während der Erkundung aufmerksam, was ist seltsam, uneindeutig? Gibt es Rätsel, die man fotografieren kann? Und wenn Nichts ist, dann davon ein Foto machen!

Anschließend wurden alle Fotos, die während der „produktiven Verirrung“ in der Umgebung entstanden, in einen Pool gegeben und von den Workshopteilnehmern – in Gruppen aufgeteilt – nach Kriterien untersucht: Was haben die Bilder gemeinsam, wo sind inhaltliche oder formale Parallelen, wo Schnittstellen zu anderen Bildern, welchen Kategorien sind welche Bilder zuzuordnen? Auf der Grundlage der entstandenen Ordnung wurden Serien und Phänomenologien erstellt und entsprechende Titel gefunden z.B. die Oberkategorie „auf und zu“ oder die Unterkategorie „offene, vergessene Türen“. Diese unkonventionelle Methodik führte zu einem Perspektivwechsel auf die produzierten Bilder, in dem das Zufällige plötzlich eine ungeahnte Systematik hervorbrachte oder die Serie die Verfehltheit im Bild erst so richtig veranschaulichte. Zum Abschluss wurde über die Strategie der „produktiven Verirrung“ als Form des offenen projektorientierten Unterrichts an der Schule reflektiert. Welche Auswirkungen entstehen dabei für die Selbst- und Weltbilder von Schülern und wie verändert sich innerhalb von Lehr- und Lern-Situationen die Rolle des Lehrers, der Schüler und des Werkbegriffes?

Workshop 6: „Du bist in diesem VZ noch nicht angemeldet. Willst du dich jetzt registrieren?“ – Kommunikation. Social Networks. Identitäten.

Eine junge Workshopteilnehmerin stellt sich vor: „Guten Tag, ich bin Manfred Maut, 53 Jahre alt. Ich komme aus Dresden, man hört es mir gar nicht an. LKW-Fahrer bin ich von Beruf und kämpfe gegen das gängige Klischee der Fernfahrer, indem ich so tollen Sport wie Einradfahren betreibe, ich belege darüber hinaus einen Volkshochschulkurs in Philosophie und nehme mich der Seifenblasenkunst an. Woran kann man mich erkennen? Ich trage als Besonderheit eine Narbe über meiner Lippe, die ich bei einem Auffahrunfall im Alter von drei Jahren mit meinem Bobbycar erhielt.“

So liest sich das Resultat einer Übung des 6. Workshops von Theresa Rieß. Anhand der Persönlichkeitsschnipsel aus Portemonnaies wie Kassenzettel, Belege, Strafzettel usw. wurden die Workshopteilnehmer aufgefordert, über die Identität ihrer Besitzer zu spekulieren und ansatzweise das Erfinden und Leben in einer fremden Identität durchzuspielen. Welche Information führt zu welchen Rückschlüssen, welche Identität kann wie rekonstruiert werden, welche Klischees entstehen: „Baumarktrechnung über Orchideendünger – was denkt man: Rentner!“ Auf diese spielerische Weise wurde im Analogen eingeübt und aufgedeckt, was durch die Kurzlebigkeit im Digitalen entweder ganz verborgen bleibt oder zu späten Irritationen führt, da sich Fakes gar nicht oder erst reichlich verzögert auflösen. Der Workshop trainierte Medienkompetenz als tatsächlich körperliche Erfahrung, indem immer wieder von analog zu digital gesprungen und anschauliche analoge Visualisierungen digitaler Prozesse gefunden wurden. Anzufügen bleibt, dass das im Rahmen von kiss durchgeführte Projekt von Rieß  technisch auf sehr hohem Niveau rangierte, weil eigens ein Social Network programmiert werden konnte, was nicht nur mit hohen Kosten, sondern auch mit einem enormen Zeitaufwand verbunden ist.

Workshop 7: „Alles eine Sache der Einstellungsgröße.“ – Darstellungsmittel im künstlerischen Video

Die produktive Ambivalenz des Films als technisches Medium und Mittel der Inszenierung führt ins Zentrum des siebten Workshops von Cathérine Lehnerer. Zunächst stellten sich die Workshopteilnehmer untereinander vor. Auf dieser Grundlage wurden dann Ähnlichkeiten, Überschneidungen und Unterschiede in Bezug auf die individuellen Erzählungen und Inszenierungen der Personen herausdestilliert. Anschließend portraitierten sich die Teilnehmer in zweiminütigen, slapstickartigen Filmsequenzen gegenseitig.

Leitend für die kleinen Filmproduktionen war die Frage: „Was gibt und was nimmt im Lehreralltag Kraft?“ Dazu erproben die Teilnehmer in Übungen die wichtigsten filmtechnischen Mittel, um zu analysieren wie diese jeweils funktionieren und wirken. Mit Licht, Einstellungsgröße, Kamerabewegung, Ton und Schnitt wurden die Handlungen in Szene gesetzt. Dabei ging es um die Wahrnehmung, die man von anderen Menschen hat und welche Wirkungen durch welche filmischen Entscheidungen beim Rezipienten hervorgerufen werden können.

Als grundlegende Erfahrung aus dem kiss-Projekt berichtete Lehnerer, dass die Gedankenleistung „Film als Konstrukt“, die von den Schülern zu erbringen war, sehr anspruchsvoll ist und bereits ein großes Wissen um die Entstehungsbedingungen des Mediums voraussetzt. Zielsetzung war für sie daher, mit den Schülern erfahrungsbetont zu arbeiten und sie in ihrer Selbsttätigkeit anzuregen. Andererseits schilderte sie, dass die Motivation bei Schülern, sobald eine Kamera ausgepackt wird, per se schon groß ist: „Sie hängen sich rein, weil sie wissen, dass das Ergebnis auch andere Schüler sehen oder sogar auf YouTube gestellt werden kann.“ Für den Film, der als Abschluss ihres Projektes entstanden ist, wurden drei Einstellungen auf eine Szene ausgewählt. Die letzte Einstellung und der Zusammenschnitt für den Film führen zur Auflösung und erhellen die Zusammenhänge: Der Beobachter ist selbst Akteur! Sehr gelungen, wie die eigenen Sehgewohnheiten befragt und wesentlich erweitert wurden und Film zwischen Filmwirkung und Wirklichkeitskonstruktion erfahrbar geworden ist.

Fazit

In der Gesamtschau der Projekte zeigte sich eine enorme konzeptionelle und mediale Bandbreite, die kritische Kunst- und Medienrezeption ebenso umfasste, wie eigene gestalterische Experimente und Interventionen. Deutlich wurde, dass eine an Strategien der zeitgenössischen Kunst anknüpfende Kunstpädagogik Bildungspotenzial hat. Sie öffnet Schülern und Lehrern Handlungsräume, in denen individuelle Weltbetrachtung in eigene, analoge und digitale, sicht- und hörbare Prozesse und Produkte überführt werden können. Zwar haben sich alle Stipendiaten mit den Konzepten der jeweiligen kiss-Künstler auseinandergesetzt und sich auf diese bezogen. Bei der Frage jedoch, wie deren künstlerischen Denk- und Handlungsstrategien mit den Schülern resp. Workshopteilnehmern erprobt und weiterentwickelt werden können, gingen die Projekte weit über die bloße Adaption hinaus. Eindrücklich zeigte jeder Workshop wie sich aus künstlerischen Strategien Impulse und neue Perspektiven, komplexe Bezüge und Lernprozesse zu kunstpädagogischen Prinzipien für den Unterricht weiterentwickeln lassen.

Deutlich wurde auch, mit welch hohem Maß an persönlichem Einsatz und Begeisterung die Stipendiaten ihre Konzepte und Methoden erarbeitet und umgesetzt haben und wie entscheidend die jeweiligen Rahmenbedingungen wie Schultyp, Gruppengröße, Raum, Ausstattung, Lernatmosphäre sind. Gleichwohl ist in den leiseren Untertönen zu vernehmen, dass ein so ambitioniertes Stipendienprogramm vor allem mehr Zeit für Vorbereitung, Entwicklung und Umsetzung erfordert hätte. Und so resümiert die Stipendiatin Julia Ziegenbein ihre Haltung:

„Ich gehe an die Schule, aber nur unter der Bedingung, dass ich irgendwo lande, wo ich was verändern kann. Wir erleben gerade, dass in der Kunst schon seit einiger Zeit was passiert … mit dem Werkbegriff, mit dem Autorenbegriff, der Betrachter bekommt eine andere Rolle. Warum nicht auch in der Schule? Gerade da ist es spannend, zeitgenössische Kunst hineinzutragen und Anlässe zu schaffen, auch über Schule nachzudenken und dies rückzubinden auf die Situation, in der man sich befindet.“

Damit wird der Staffelstab eingerollt und nach Erfurt weiter getragen, wo am 11. und 12. November 2011 Part05 stattfinden wird: „Kunstpädagogik im Kontext von Ganztagsbildung und Sozialraumorientierung“. Fortsetzung folgt.

 

Carina Herring

Carina Herring, freie Kuratorin und Autorin Berlin/Marseille, von 2004 – 2010 Projektleiterin der Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine, Berlin.
Initiatorin folgender Projekte: COLLABORATION.Vermittlung.Kunst.Verein. Ein Modellprojekt zu zeitgemäßen Formen der Kunstvermittlung an Kunstvereinen, 2008-2010. CROSSKICK – Europäische Kunsthochschulen zu Gast in Deutschen Kunstvereinen. Ein internationales Programm zu künstlerischer Lehre und kuratorischer Praxis mit 13 Kunstvereinen und 30 europäischen Kunsthochschulen, 2006-2009.

 

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http://www.buko12.de/2011/10/17/tagungsbericht-buko12-part06/feed/ 0
Part06: Erste Bilder und ein Grußwort http://www.buko12.de/2011/10/03/part06-erste-bilder-und-ein-gruswort/ http://www.buko12.de/2011/10/03/part06-erste-bilder-und-ein-gruswort/#respond Mon, 03 Oct 2011 15:16:59 +0000 http://www.buko12.de/?p=1153 Erste Bilder zum gerade stattgefundenen Part06 finden sich im BuKo-Fotopool. Das Grußwort von Martin Klinkner, dem stellvertretenden Vorsitzendes des BDK e.V., finden Sie unter „Material“. Und hier geht es zu einem Bericht über den Workshop von Robert Hausmann und Matthias Laabs: http://processing2010.wordpress.com/.

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http://www.buko12.de/2011/10/03/part06-erste-bilder-und-ein-gruswort/feed/ 0
Kurzinfo zu Part06 Kunst und aktuelle Medienkultur in der Schule http://www.buko12.de/2011/08/25/kurzinfo-zu-part06-kunst-und-aktuelle-medienkultur-in-der-schule/ http://www.buko12.de/2011/08/25/kurzinfo-zu-part06-kunst-und-aktuelle-medienkultur-in-der-schule/#comments Thu, 25 Aug 2011 12:09:05 +0000 http://www.buko12.de/?p=1089

Wichtige Infos zum Anmeldeverfahren Part06: Für die  Anmeldung zur Fachtagung folgen Sie bitte diesem Link – Anmeldeschluss ist der 22.09. !

Sächsische Lehrerinnen und Lehrer, die einen Fortbildungsnachweis benötigen, müssen sich unbedingt auch beim Sächsischen Bildungsinsitut anmelden! Die Fachtagung wird in Sachsen als Lehrerfortbildung anerkannt. Bitte melden Sie sich bis zum 09.09. beim Sächsischen Bildungsinstitut an! Die Veranstaltung hat die Nummer D03997.  >>> Veranstaltung im Programm des Sächsischen Bildungsinstituts (SBI).

Die Teilnahme an der Fachtagung ist kostenfrei.

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Part06: Jetzt anmelden! http://www.buko12.de/2011/06/26/part06-jetzt-anmelden/ http://www.buko12.de/2011/06/26/part06-jetzt-anmelden/#respond Sun, 26 Jun 2011 07:45:34 +0000 http://www.buko12.de/?p=877

Als Abschluss des Stipendienprogramms „kiss Kultur in Schule und Studium“ wird auf einer Fachtagung im Kunsthaus Dresden und an der TU Dresden der Frage nach dem Stellenwert von aktueller Kunst und Medienkultur im Kunstunterricht nachgegangen. Die Fachtagung dient der Präsentation und Reflexion der Prozesse und Ergebnisse des Programms durch die Beteiligten und zugleich der Fortbildung von Kunstlehrerinnen und Kunstlehrern. Die beteiligten Lehrerinnen und Lehrer sollen anschließend als Multiplikatoren wirken, indem sie die vorgestellten Konzepte in ihre Unterrichtspraxen übertragen und Kolleginnen und Kollegen infizieren.
Vom 8. Juli bis 2. Oktober findet im Zusammenhang mit der Fachtagung und “kiss” im Kunsthaus Dresden die Ausstellung “is that true? possibilities of (non-)knowledge” mit am Stipendienprogramm “kiss” beteiligten Künstlerinnen und Künstler statt.
Die Fachtagung wird in Sachsen als Lehrerfortbildung anerkannt. Der Besuch der Ausstellung ist wesentlicher Bestandteil der Fachtagung am ersten Veranstaltungstag. Ein Vortrag und vielfältige Gesprächsmöglichkeiten ergänzen das Programm und ermöglichen einen intensiven Austausch. Am zweiten Tag wird die Auseinandersetzung mit den kunstpädagogischen Prozessen der einzelnen Projekte und ihre Erprobung in Workshops von Stipendiaten ermöglicht.
Anmeldung und weitere Informationen unter http://www.buko12.de/part06/

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http://www.buko12.de/2011/06/26/part06-jetzt-anmelden/feed/ 0
Tagungsbericht BuKo12 Part01 http://www.buko12.de/2010/12/07/tagungsbericht-buko12-part01-2/ http://www.buko12.de/2010/12/07/tagungsbericht-buko12-part01-2/#respond Tue, 07 Dec 2010 22:33:33 +0000 http://www.buko12.de/?p=485

„nehmt kunst, da ist alles drin!“ (haurobert)

Bundeskongress Kunstpädagogik 2012, Part01 – Wie viel Kunst braucht die Kunstpädagogik?

Seit 2003 findet an wechselnden Orten im zweijährigen Rhythmus der bundesweite Kongress der Kunstpädagogik statt. Der aktuelle Bundeskongress (BuKo12) ist in seiner Struktur jedoch gänzlich anders konzipiert als die vorhergehenden. Denn er wird im Verlauf von zwei Jahren aus acht dezentralen Veranstaltungen (Parts) zu unterschiedlichen Themen in jeweils anderen Städten bestehen, die am Ende 2012 von einer Abschlussveranstaltung gebündelt werden. Jeder Part wird unterschiedliches Kontextwissen, innovative Methoden sowie Institutionsanbindungen erzeugen und an die folgenden Parts weiter geben. Auf diese Weise konstituiert sich „eine in inhaltlicher, struktureller wie personeller Hinsicht partizipatorisch und plural orientierte Kongressform“, so Torsten Meyer (Universität Köln).

Diese Strategie ist bereits bei Part01 des BuKo12 erfolgreich angestoßen worden: Denn mit knapp 200 Teilnehmenden, 300 Userinnen und Usern des live streams sowie über 800 Zugriffen auf die Homepage alleine am Tag des Kongresses, hat die Auftaktveranstaltung am 26. November 2010 im Frankfurter Kunstverein die Erwartungen mehr als übertroffen. Die Öffnung und Weiterentwicklung des kunstpädagogischen Tagungsformates bot nicht nur den Anwesenden, sondern auch der online zugeschalteten Community einen angemessenen Rahmen der Kommunikation und des Austausches. Denn die Tagung konnte live von überall verfolgt werden, eingehende Kommentare wurden in Echtzeit auf die Twitter-Wall rechts vom Podium projiziert, so dass diese während der Vorträge gelesen und ansatzweise auch diskutiert werden konnten. Es blieb auf diese Weise die Produktion von Wissen nicht allein den Vortragenden oder dem anwesenden Publikum vorbehalten, sondern wurde auch aus dem virtuellen Off hervorgebracht. Ein noch aktiverer Einbezug der Backstage-Kommentare wäre wünschenswert gewesen, was möglicherweise durch eine StellvertreterIn auf dem Podium hätte gelöst werden können. Dass hier noch experimentiert wird, zeigte ebenfalls die Idee, auch dem anwesenden, nicht technikaffinen Publikum anzubieten, seine Kommentare auf Karteikarten zu schreiben, die dann vom Team „vertwittert“ werden würden. Davon jedoch machte niemand Gebrauch. Stattdessen wurde rege die traditionelle, aber noch erlaubte Form genutzt, direkt ins Mikrofon zu sprechen. In Bezug auf mancherorts praktiziertes Tagungsritual, einer Frage zunächst lang und ausschweifend die eigene Position voranzustellen, erfrischten daher einige Twitter-Beiträge – generell auf 140 Zeichen limitiert – durch ihre Kürze. Und so geriet manch digitaler Zwischenruf zum fruchtbaren Konzentrat: „Irrweg? Ausweg? Kunst-weg? Hmm!“ (dr_alimaga). Nicht nur in dieser Pointiertheit und in der Schnelligkeit des Schlagabtausches liegt der Reiz der digitalen Partizipation, sondern auch in der Möglichkeit, sich ein Pseudonym zuzulegen, unter dem manch Unterdrücktes dennoch zum Vorschein kommt: „KunstPÄDAGOGIK will Schüler verändern, nicht in Ruhe lassen! Hängt ihn höher.“ (Wolkenpurzel) Für die, die im simultan Hören und Lesen bereits geübt sind, stellte sich ein wechselseitiger Austausch unter den An- und Abwesenden her, der die übliche Einbahnstraße in Richtung eines aktiven Gegenverkehrs verließ.

Während in der politischen Bildung nach genau diesen Möglichkeiten gesucht wird, Gesellschaft durch Teilhabe zu stärken, hat Part01 im Kleinen demonstriert, wie durch social networking Partizipation und Interaktion stattfinden können. Daher war auch der Ort im Frankfurter Kunstverein im doppelten Sinne paradigmatisch gewählt: eine bürgerliche Institution, in der es seit ihrer Gründungsphase im frühen 19. Jahrhundert neben der ästhetischen Bildung vor allem auch um demokratische und diskursive Beteiligung ging. Getagt wurde übrigens dort, wo 1976 Joseph Beuys mit seinen SchülerInnen die Aktionen „mit, neben, gegen“ veranstalte.

Die ins Prinzipielle reichende Leitfrage des Kongresses – „Wie viel Kunst braucht die Kunstpädagogik?“ reagiert auf die Herausforderungen des ersten Entwurfes der neuen Bildungsstandards in Hessen, die im Mai dieses Jahres im Internet veröffentlicht wurden. Als Reaktionen auf den allgemeinen Paradigmenwechsel, den die PISA-Studien seit 2000 angestoßen haben, sieht auch die aktuelle Schulreform in Hessen den Wandel von der Input- zur Output-Steuerung sowie die Formulierung von kompetenzorientierten Standards statt Lehrplänen vor. In den Vordergrund treten statt der Persönlichkeitsbildung das Ausbilden von Fähigkeiten und Kenntnissen. Aus Sicht der Veranstalter des Part01 bleibe jedoch das Verhältnis von normierten Bildungsstandards und fehlenden Inhalten inakzeptabel und fragwürdig. In seiner unspezifischen Darstellung und begrifflichen Unschärfe eigne sich der vorliegende Entwurf daher kaum, die bisherige Unterrichtspraxis zu verändern oder gar die Schulentwicklung voranzutreiben. Dramatisch sei für das Fach Kunst, dass es nicht zu den drei Hauptfächern – Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaft – gehört, die innerhalb der PISA-Studien untersucht und bewertet werden. Daraus ergebe sich die einfache Logik: Wo nicht gemessen wird, kann kein Defizit nachgewiesen werden und besteht daher auch kein Verbesserungsbedarf. Die Folge: Fächer, die nicht untersucht und bewertet werden, gerieten argumentativ ins Hintertreffen und würden weniger unterrichtet, resümiert Marc Fritzsche (Universität Gießen).

„By the way: wer macht eigentlich die Lehrpläne? Fallen die vom Himmel?“ (herrmeyer)

„Die Lehrpläne werden in Hessen von handverlesenen Lehrkräften (=abhängig Beschäftigten) gemacht. Hochschul-Leute sind nicht dabei.“ (Marc_Fritzsche)

Vor diesem Hintergrund gewinnt die Frage nach dem „Wie viel der Kunst“ und den adäquaten Inhalten des Faches erneut Relevanz. Denn darin klingt an, dass Kunst etwas Eigenes habe, das in der sich aktuell durchsetzenden Anwendungs- und Verwertungslogik für den Arbeitsmarkt nicht aufgehe, so Tanja Wetzel (Kunsthochschule Kassel). Part01 hat nun einen anspruchsvollen fachdidaktischen Reflexionsprozess angestoßen, der zur Verhandlung über die Neuorientierung des Faches und des Potenzials der Kunst grundlegend erscheint. Dafür wurde ein hochkarätig besetztes Podium aus sechs Vertreterinnen und Vertreter von Theorie und Praxis, Hochschule und Schule, Didaktik und Kunst/Gestaltung zusammengestellt, die das breite Spektrum des kunstpädagogischen Feldes abbildeten und konträr diskutierten. Die Diskussionen um Gestaltung und Gelingen des Faches berührten immer wieder das neuralgische Verhältnis zwischen Kunst und Pädagogik, das seit der frühen Kunsterziehungsbewegung die Geschichte der Disziplin durchzieht. Trotz der Pluralität des Podiums, konzentrierten sich weitere Themen- und Fragestellungen heraus, die alle gemeinsam beschäftigten.

Johannes Kirschenmanns (Akademie der Bildenden Künste München) Plädoyer zielte darauf, das Fach Kunstpädagogik in seinem Umgang mit pluralen Bildwelten stärker an einer kulturhistorischen Perspektive denn an der Gegenwartskunst zu verankern. Die Überbewertung der Gegenwartskunst sowie die zu starke Negierung des Bildungspotenzials der historischen Kunst wertete er als eklatante Fehler der vergangenen Dekaden. Die Chancen einer Auseinandersetzung mit der historischen Kunst seien verächtlicht zurückgesetzt worden.

Das sei doch „keine Überschätzung der zeitgenössischen Kunst, sondern eher eine „Angst“ vor der zeitgenössischen Kunst“ (cynkrell) bemerkte „cynkrell“, was vom Podium leider ignoriert wurde.

Kirschenmann fuhr fort, die Kunstpädagogik solle high and low verknüpfen, um zu einer unaufgeregten Orientierung an verschiedenen Bildsorten zu gelangen. Diese enthalte natürlich auch die Kunst, aber klein geschrieben, nämlich der marginalen Bedeutung entsprechend, die sie auch bei den Schülerinnen und Schülern habe: „Wir leiden an einer Selbstverblendung […] geplagt von einem Weltbeglückungssyndrom. […] Das Erlösungsmoment der Kunst kann nicht in 45 Minuten weitergegeben werden.“ Die Kunst solle daher tiefer gehängt und die solide bildnerische Gestaltungsfähigkeit der SchülerInnen gefördert werden, um dem subjektiven Ausdruck aufzuhelfen.

Dagegen positionierte Marie-Luise Lange (TU Dresden) das Fach Kunst als eines der wichtigsten in der Schule, weil es die transdisziplinäre Gelenkstelle zwischen verschiedenen Künsten, Wissenschaften, Lebensbereichen, Medien und Diskursen sei: „Das Fach Kunst oszilliert zwischen Spiel, Entwurfstätigkeit, Experiment, Suche und Zufall und auf der andern Seite Konzept, Diskurs, recherchierende Forschung und Inszenierung. Nur aus dem Ringen zwischen Irritation und Neuorientierung, zwischen Bekanntem und Unbekanntem ist die Kunstpädagogik zu entfalten.“

Karl-Josef Pazzini (Universität Hamburg) stellte klar: „Kunst aus der Kunstpädagogik zu streichen ist eine populistische Maßnahme, die von ebensoviel Vernunft zeugt, wie etwa das Vorhaben, die irrationalen und imaginären Zahlen aus dem Mathematikunterricht zu streichen. Die sind elitär, ich sag’s Ihnen!“ Weiterhin betonte er, dass sich Pädagogik nur mit markanten Inhalten und Personen betreiben ließe, aber nicht in der Orientierung an nicht „operationalisierbare Könnensbehauptungen – ein Versuch, den Begriff Kompetenz zu übersetzen“. Diese Könnensbehauptungen führten unweigerlich zur Überbewertung von soft skills, die die Inhalte ersetzten, was wiederum zu „Verklebung“ führe.

Jutta Johannsen (Direktorin des Jungmann-Gymnasiums Eckernförde und frühere BDK-Bundesvorsitzende) plädierte für die individuelle Förderung jedes einzelnen Schülers. Die Abstimmung auf die jeweilige Lerngruppe erfordere mehr Diagnostik, um ein entsprechendes Lernumfeld schaffen zu können, das Heterogenitäten berücksichtige. „Die Bewertungsparameter haben sich verändert, zu den Fachnoten treten individuelle Rückmeldungen, auch über die Fachgrenzen hinweg“. Die Auswahl von Unterrichtsgegenständen und die Aufbereitung von so genannten Lernarrangements erfordere eine didaktische Reduktion, die der jeweiligen Lerngruppe gerecht werden müsse.

„heißt lernarrangements didaktik aus der tüte? reduktion????“ (haurobert)

Bernard Stein (Kunsthochschule Kassel) skizzierte anschließend aus der Betrachtung der eigenen Arbeit als Kommunikationsdesigner, dass die Kunstpädagogik nicht mehr, aber auch nicht weniger als 15% Kunst brauche.

„15% kunst – ist ja wie abzählen nach franz billmayer!“ (haurobert)

Das Fach solle daher nicht mehr Kunst heißen, sondern Gestaltung, denn gestaltendes Unterrichten bedeute, gemeinsam an etwas zu arbeiten. Das sei mit Techniken verbunden, die sich üben ließen: „Gestaltung hat eigene Kriterien, die kann man erlernen, Kunst hingegen braucht den Mut, eigene Entscheidungen zu treffen.“

Alf Schuler (Kunsthochschule Kassel) wandelte die Leitfrage des Kongresses um in: „Wie viel befähigte, engagierte und durchsetzungsfähige Kunstpädagogen braucht die Gesellschaft, um in Schule und Gesellschaft widerstandsfähig zu bleiben?“ Es gehe hier nicht um Quantität, sondern um die Qualität und Befähigung zum Lehramt. Das Entscheidende sei die Entwicklung, eigene Felder aufzutun und zu vertiefen. Dies setze großes Bewusstsein voraus in Theorie und Praxis, es sei gerade die Widerstandskraft, die die Befähigung zum Lehramt ausmache.

„Subversion als Kompetenz im Lehrplan…“ (Wolkenpurzel).

Bereichert durch viele weitere reale und virtuelle Wortmeldungen, die sich u. a. auch um die Rolle der außerschulischen Kunstpädagogik sowie der Erfahrung am Original drehten, hat die Tagung ein Nachdenken über langfristige Ziele und Inhalte der Kunstpädagogik angestoßen. Sie hat viele Problemfelder der aktuellen Schulreform berührt und unterschiedliche Positionen der künstlerischen Bildung aufgezeigt, wenn auch ein Twitter-Resümee zu einem anderen Schluss kommt: „Zu viele Themen werden angesprochen, aber ich bleibe hilflos.“ (buko12pad3)

Dass angesichts der Komplexität keine fertig geschnürten, transportablen Antwortpäckchen an Part02 übergeben wurden, war von den VeranstalterInnen durchaus kalkuliert. So sind die Anschlussfähigkeit zur nächsten Staffel sowie die Fortsetzung des Dialogs zwischen interessierten Kolleginnen und Kollegen aus Schule, Hochschule und außerschulischen Feldern gewährleistet. Auf dem Blog unter www.buko12.de ist die Diskussion schon in vollem Gange. Und so schließt Part01 mit „FriederK“:

„Fuhr ganz erleichtert heim, der Austritt aus der Kunst wurde noch mal verschoben.“ (FriederK)

Carina Herring

Carina Herring, freie Kuratorin und Autorin Berlin/Marseille, von 2004 – 2010 Projektleiterin der Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine, Berlin.
Initiatorin folgender Projekte: COLLABORATION.Vermittlung.Kunst.Verein. Ein Modellprojekt zu zeitgemäßen Formen der Kunstvermittlung an Kunstvereinen, 2008-2010. CROSSKICK – Europäische Kunsthochschulen zu Gast in Deutschen Kunstvereinen. Ein internationales Programm zu künstlerischer Lehre und kuratorischer Praxis mit 13 Kunstvereinen und 30 europäischen Kunsthochschulen, 2006-2009.

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Preview Part02 – Part08 http://www.buko12.de/2010/11/25/preview-part02-part08/ http://www.buko12.de/2010/11/25/preview-part02-part08/#respond Thu, 25 Nov 2010 20:49:53 +0000 http://www.buko12.de/?p=462 Erste Kurzinformationen zu den weiteren Parts sind online. DIe Informationen werden sukzessive ergänzt.

Part01 – Wie viel Kunst braucht die Kunstpädagogik?
Part02 – Bildungsexpedition im kunstpädagogischen Feld
Part03 – Partizipatorische Kunstpädagogik in der Grundschule
Part04 – Hedonismus in Medien/Kunst/Pädagogik
Part05 – Sozialraumorientierung in der Ganztagsbildung
Part06 – Kunst und aktuelle Medienkultur in der Schule
Part07 – ArtEduCamp
Part08 – Interkulturelle Kunstpädagogik – Kunstpädagogik unter Migrationsbedingungen

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