Part01 – Wie viel Kunst braucht die Kunstpädagogik?
Posted: 28.08.2010 | 6 Comments »Diskussionsveranstaltung im Rahmen des Bundeskongresses der Kunstpädagogik
Freitag, 26. November 2010, 15-18 Uhr
Frankfurter Kunstverein, Steinernes Haus am Römerberg, Frankfurt am Main
In Hessen akkreditiert als Fortbildung für Lehrkräfte (5 Punkte; Az. IQ-0563697-F002204).
Die Aufzeichnung des Livestreams steht hier zur Verfügung.
Falls Übertragungsprobleme auftauchen sollten, könnte es hilfreich sein, den Stream extern zu öffnen.
Eine Partizipationsmöglichkeit für Anwesende und für Zuschauende über den Stream besteht darin, während der Veranstaltung Kommentare und Fragen auf die im Veranstaltungsraum projizierte Twitterwall zu schreiben. Wenn Sie als etwas zur Twitterwall beitragen möchten, richten Sie bitte vorher einen Twitter-Account ein. Alle Tweets, die mit dem Hashtag #buko12 gekennzeichnet werden, erscheinen unmittelbar auf der Projektionsfläche im Veranstaltungsraum und können in die Podiumsdiskussion einbezogen werden.
Vor Ort freuen wir uns auf Ihre Wortbeiträge zur Diskussion. Zusätzlich können Sie auch im Kunstverein mit einem eigenen Notebook o. ä. Twitter über das WLAN nutzen. Zusätzlich werden einige fertig eingerichtete iPads verfügbar sein, die Sie für Ihre Äußerungen nutzen können.
Ihre Partizipation kann bereits vor der Veranstaltung beginnen. Ihren Kommentar zum Veranstaltungsthema können Sie unten auf dieser Seite eintragen. Wenn Sie eine Meldung bei Twitter verfassen und diese mit dem Hashtag #buko12 versehen, erscheint sie rechts unten auf dieser Seite.
Veranstalter: Kunsthochschule Kassel / Kunstpädagogik
in Kooperation mit dem BDK Hessen und dem Frankfurter Kunstverein
Podium:
- Jutta Johannsen. Kunstlehrerin, Schulleiterin, ehem. Bundesvorsitzende des BDK, Eckernförde
- Prof. Dr. Johannes Kirschenmann. Kunstpädagogik, Akademie der Bildenden Künste München
- Prof. Dr. Marie-Luise Lange. Kunstpädagogik, TU Dresden
- Prof. Dr. Karl-Josef Pazzini. Kunstpädagogik, Universität Hamburg
- Prof. Bernard Stein. Visuelle Kommunikation, Kunsthochschule Kassel
- Prof. Alf Schuler. Bildende Kunst, Kunsthochschule Kassel
Moderation:
- Dr. Harald Kimpel. Kunstwissenschaftler, Kassel
„Wie viel Kunst braucht die Kunstpädagogik?“ Diese Frage rückt durch die neuen Bildungsstandards und die Diskussion um Kompetenzen wieder ins Zentrum der Fachdiskussion. Sie eröffnet ein Feld, das weitere grundlegende Fragen nach dem Sinn und Zweck von Kunstunterricht bzw. allgemein von ästhetischer Bildung nach sich zieht. Lässt sich denn das, was die Kunst heute jungen Menschen zu bieten hat, taxieren und „kompetenzorientiert“ verwerten? Zielt Kunst etwa „nur“ auf persönliche Bildung oder auch auf das, was später im Beruf angewendet werden kann – „Schlüsselqualifikationen“, soft skills? Ist aktuelle Kunst und ihre Vermarktung mit unseren sozialen Werten vereinbar? Sollte „Kunst“ angesichts aktueller visueller Realitäten noch den Fokus eines Kunstunterrichts bilden oder nicht eher das „Bild“ in seinen vielfältigen Erscheinungen?
Die derzeitige Debatte erinnert an Diskussionen, die bereits vor 40 Jahren unter dem Leitmotto „Visuelle Kommunikation“ geführt wurden. Sie hatten zum Ergebnis, dass die Kunst, weil elitär, als elementare Bezugsgröße im Kunstunterricht ausgespart wurde. Geht es also „nur“ um alten Wein in neuen Schläuchen? Oder geht es wegen der völlig veränderten Rahmenbedingungen um eine wirklich neue Diskussion? Ist es angesichts von Globalisierung im engen Verbund mit Digitalisierung und einem allgemeinen Fokus auf „Effizienz“ noch angemessen, auf einem kritischen Infragestellen von Strukturen im Kunstunterricht zu beharren, statt einfach ein (gestalterisches) Handlungswerkszeug zu liefern, das Schülerinnen und Schülern hilft, den vielfältigen Anforderungen einer Kultur gerecht zu werden, in der es immer weniger um das „Wozu“ und „Warum“ geht, sondern hauptsächlich darum, wie man mit dem, was man tut, möglichst erfolgreich ist? Ist die Grenzziehung zwischen Kunst und den angewandten Bereichen überhaupt noch stimmig? Und ist eine solche Unterscheidung für die Herausforderungen, vor denen das Bildungssystem steht, hilfreich?
Diese und weitere Aspekte möchten wir diskutieren – kontrovers, engagiert, mit Blicken zurück, nach vorn und hoffentlich über die Tellerränder hinaus. Auf dem Podium werden sechs namhafte Vertreter der Schul- und Hochschullandschaft aus den Bereichen der Kunstpädagogik, der Bildenden Kunst und der angewandten Grafik über diese Fragen debattieren. Die Beteiligung aller Anwesenden an der Diskussion ist ausdrücklich erwünscht und wird durch angelegte Partizipationsmöglichkeiten unterstützt.
Diese Diskussionsveranstaltung bildet den Auftakt für den Bundeskongress der Kunstpädagogik 2010-2012. Das Projekt „BuKo12“ besteht in einem Themen und Institutionen übergreifenden Diskussionsprozess um das Stichwort „Partizipation“. Durch eine Reihe dezentraler Veranstaltungen werden unterschiedliche inhaltliche Fokussierungen vorgenommen und diese in einer Abschlussveranstaltung im Jahr 2012 zusammenfassend dargestellt. Die einzelnen „Parts“ bilden ein Netz, in dem Kontextwissen, innovative Methoden und verschiedene Institutionsanbindungen erzeugt und weitergegeben werden. In allen Bereichen wird die Mitarbeit interessierter Kolleginnen und Kollegen aus Schule, Hochschule und außerschulischen Feldern erwartet. Die Auftaktveranstaltung wird online begleitet, um die Diskussion für ein breites Publikum im Netz zu öffnen.
Prof. Dr. Tanja Wetzel, Kunsthochschule Kassel
Marc Fritzsche, BDK e. V. Fachverband für Kunstpädagogik, Landesverband Hessen und Universität Gießen
Gila Kolb, Kunsthochschule Kassel
Prof. Dr. Torsten Meyer, Universität zu Köln
„Die derzeitige Debatte erinnert an Diskussionen, die bereits vor 40 Jahren unter dem Leitmotto ,Visuelle Kommunikation‘ geführt wurden. Sie hatten zum Ergebnis, dass die Kunst, weil elitär, als elementare Bezugsgröße im Kunstunterricht ausgespart wurde.“
Was immer als „die Kunst“ gemeint sein könnte, ausgespart wurden Zeichnung, Malerei, Plastik, Architektur usw. im Kunstunterricht nie.
Die VK scheint mir getragen von einem gesellschaftskritischen Ansatz, der die elitären Formen des Kunstbetriebs – z. B. museales Verhalten, devoter Kunstgenuss, die Eröffnung als gesellschaftlicher Anlass – als systemstabilisierenden Anteil einer Bewusstseinsindustrie angegriffen hat. Um das mal ganz plakativ zu sagen.
Dieser Ansatz wurde bis in die Schule vermittelt und es ist naheliegend, dass man dazu die Kunst als „elementare Bezugsgröße“ dringend braucht – gerade in der Kritik am Kunstbetrieb – , war „die Kunst“ immer von zentraler Bedeutung und es gibt genug einschlägige Aufsätze, die die Kunst als Referenz nutzen: In „Visuelle Kommunikation, Beiträge zur Kritik der Bewußtseinsindustrie“ wird von vielen Autoren auf historische und aktuelle Kunst, auf ästhetische Phänomene der Kunst reflektiert. Natürlich, wie auch sonst, will man doch diese kritisieren.
Nun hat die VK die Gesellschafts- und Zeitkritik mit ästhetischen/künstlerischen Mitteln ja nicht erfunden. Da gab es Vorläufer, die auch als kritische Zeugen aufgerufen wurden: Goya, Heartfield, Hogarth, Dix, Grosz, Kollwitz, HAP Grieshaber …
Soviel zum inhaltlichen.
Nur der Vollständigkeit halber: Den Abschied von der Kunst im Unterricht im Formalen anzunehmen, schiene nachgerade absurd. (Die VK verdammt ja nicht den Komplementär-Kontrast.)
Nein, im Ernst, „die Kunst“ als Verweislager anschaulicher Beispiele für ästhetisch wirkungsvolle Lösungen war für die VK – und ist auch heute – unverzichtbar.
Bezüglich der VK bleibt aber festzuhalten, dass Kunst besonders als Mittel für einen nicht kunstnahen Zweck eingesetzt wurde. Oder?
Hier findet sich übrigens die beispielsweise schon beim Kunsterziehertag 1901 in Dresden diskutierte Frage „Erziehung mit Kunst oder Erziehung zur Kunst?“ wieder.
In den aktuell publizierten Positionen scheint die Kunst als „elementare Bezugsgröße“ jedenfalls nicht besonders häufig vertreten zu sein. Das unterscheidet sich natürlich nach AutorInnen, aber die Perspektive, Kunst sei eine eher kleine Unterfunktion der Bilder ist offenbar doch einigermaßen en vogue.
Und dann wäre ja noch die Realität in den Schulen. Nach meiner Erfahrung ist Kunst – zumal die orginale, nicht reproduzierte – bis zum Ende der Sekundarstufe I oft nur Zaungast im Kunstunterricht.
Medien- und Bilderziehung im Kunstunterricht sollten generell von Qualität ausgehen, die wir in den besten Arbeiten von Kunst und Design innerhalb des Systems Kunst finden. Bildung statt funktionale Kompetenzen in beliebigen Kontexten, setzt neben einem persönlichen Zugang zur Kunst auch Haltung und Fähigkeit zu Kritik und Widerstand voraus. Dazu ist ein an guten Beispielen und Vorbildern geschultes Urteilsvermögen notwendig. Das gilt auch für die Entscheidungen der Lehrenden – im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Bildungszielen im Diskurs und den Notwendigkeiten für den individuellen Schüler. Das relativiert auch eine beliebige Orientierung an Gegenwartskunst.
Die Kunstkritik der VK und ÄE ist im Kontext der 68-Bewegung zu verstehen. Viele Probleme von damals sind geblieben, nicht jedoch die Bewegung. Insofern sind die Texte historisch zu betrachten, was nicht heißt, dass die Positionen der siebziger Jahre nicht auch heute in der durch Digitalisierung und Globalisierung geprägten Welt noch Impulse für zeitgemäße fachdidaktische Überlegungen geben könnten. Beispielsweise der kritische Umgang mit Bildern/Artefakten aus der Kunst- und Medienwelt unter Aspekten der Entwicklung des Schülers, der Gesellschaft und der natürlichen Basis des Lebens statt kleinteilige Vermittlung von formalen „Kompetenzen“.
Während gerade Part_01 anläuft, stelle ich mir die Frage, „Wieviel Kunst brauchen die Kunstpädagogen“. Oder auch „Wieviel künstlerische Handlungsfähigkeit“ brauchen sie heute, wie weit gehen ihre (praktischen) gestalterischen Kompetenzen, wie weit müssen sie gehen? Ich denke, auch das ist ein Aspekt, über den es sich nachzudenken lohnt. …Gutes Gelingen des Part_01
[…] mit Marie-Luise Lange veröffentlicht. Die Dresdener Kunstpädagogik-Professorin hatte bei BuKo12 Part01 engagiert für die Kunst innerhalb der Kunstpädagogik plädiert und erläutert Ihre Position im […]
[…] statt. Warum ich davon berichten will? Diese Tagung war – neben der Buko12 Auftakttagung Part01 – Wie viel Kunst braucht die Kunstpädagogik? im November 2010 – meine erste Tagung als Besucherin, nur dass ich bei Buko12 Part01 […]